Arbeitsgemeinschaft Selbständige in der SPD, AGS:

Für eine soziale, nachhaltige und ökologische Wirtschaft

Was in 2020 wichtig wird

Veröffentlicht am 21.01.2020 in Arbeit und Wirtschaft

Düsseldorf, 20.1.2020

Der Westdeutsche Handwerkskammertag, WHKT richtet in der ersten Ausgabe des WHKT-Report 2020 seinen Blick auf 2020:

 AUSBLICK AUF EIN WICHTIGES JAHR

2020 wird ein wichtiges Jahr für das nordrhein-westfälische Handwerk. Immer noch ist die konjunkturelle Lage außergewöhnlich gut. Das positive Geschäftsklima in den allermeisten Handwerksbetrieben sollte allerdings nicht darüber hinwegtäuschen, dass zentrale Herausforderungen zu meistern sind.

 

»Fachkräftesicherung«, »Digitalisierung«, »Innovation« und »Nachhaltigkeit« sind nicht nur wohlfeile Über- schriften aktueller politischer Debatten, sondern es ergeben sich daraus sehr handfeste Anforderungen an die Betriebe und Organisationen des Handwerks.

Für ihren Weg in die Zukunft brauchen die rund 192.000 Handwerksbetriebe in NRW bestmögliche Rah- menbedingungen. Diese gilt es im Dialog zwischen Wirtschaft und Politik praxisnah zu gestalten: Damit junge Leute den Weg ins Handwerk finden. Damit aus digitalen Herausforderungen echte Chancen für die Betriebe werden. Und weil für die Lösung der Probleme unserer Zeit, wie den Klimaschutz, qualifizierte Handwerkerin - nen und Handwerker gebraucht werden.

Konkret arbeitet der WHKT derzeit zum Beispiel an einer Position zum Thema »Künstliche Intelligenz«. Was bedeutet dieses Thema eigentlich fürs Handwerk? Welche Potentiale bietet es und wie lassen sich diese er- schließen? Fragen, auf die Antworten gefunden werden müssen. Nur so lassen sich passende Kompetenzen im Handwerk auch frühzeitig ausbilden. Klar ist: KI erreicht alle Branchen – früher oder später.

Ein weiterer Schwerpunkt in 2020 ist die Fortführung der Arbeit an der Gleichwertigkeit von beruflicher und akademischer Bildung. Hier konnte zwar in den letzten Jahren bereits viel erreicht werden, am Ziel sind wir al - lerdings längst nicht. Angesichts des sich verschärfenden Fachkräfte- und Arbeitskräfteengpasses sind Pro- zesse notwendig, die zu einem Weiterdenken führen und den nachhaltigen Wert handwerklicher Aus- und Weiterbildung in der Gesellschaft stärken.

Zu den bis Ende März 2020 geplanten Vorhaben gehört u. a. ein Klimagesetz, welches das Ziel der Klimaneutralität der EU bis 2050 rechtlich festschreibt und die Rahmenbedingungen des Übergangs formuliert. Außerdem wird die Europäische Kommission im Februar einen europäischen Ansatz für künstliche Intelligenz skizzieren. Es geht um Vertrauen in KI, um Sicherheit, Rechenschaft, Transparenz und die Ziele, für die KI eingesetzt werden soll.

Mit Spannung erwartet: Neue KMU-Strategie
Vom Handwerk mit besonderem Interesse erwartet wird die neue KMU-Strategie. Sie soll am 04.03. veröffent - licht werden, zeitgleich mit einer europäischen Industriestrategie. Das Handwerk erwartet ein sichtbares und operationalisierbares Bekenntnis der Europäischen Kommission zu übergreifenden Themen wie bessere Rechtssetzung und KMU-Definition sowie konkrete mittelstandspolitische Ansätze bei großen Herausforderun - gen wie Klimaschutz, nachhaltiges Wirtschaften und Digitalisierung.

Aktionsplan Kreislaufwirtschaft der Europäischen Kommission
Nachhaltiges Wirtschaften steht im Zentrum des Aktionsplans Kreislaufwirtschaft. Brachte der erste Aktions- plan, der Ende 2015 vorgelegt wurde, vor allem eine Überarbeitung des europäischen Abfallrechts, verspricht der zweite insbesondere Neuerungen in der Produktpolitik. Diese bergen teils Potenzial für das Handwerk, teils erhebliche Gefahren. Potenziale könnten sich ergeben, wo Mindestanforderungen an Reparaturfähigkeit und Wiederverwendbarkeit Qualitätsprodukte fördern. Gefahren sind zu befürchten mit Blick auf bürokratische Lasten. Dabei geht es um die Rückverfolgbarkeit einzelner Komponenten, um Informationen in der Lieferkette so - wie um Lebenszyklusanalysen, die Verbrauchern verlässliche Informationen über die Nachhaltigkeit von Pro- dukten geben und damit die Kaufentscheidung erleichtern. Was gut gemeint ist und zielführend klingt, droht das Kind mit dem Bade auszuschütten, weil die Aufwände für Kleinserien und Einzelfertigungen nicht darstell- bar sind.

Umsetzung des Berufsbildungsmodernisierungsgesetzes

Das veränderte Berufsbildungsgesetz bringt Neuerungen mit sich, die für das Verwaltungshandeln der Kam- mern einige Auswirkungen haben. Viele Fragen sind noch offen, einige Konkretisierungen werden durch Bun - desverordnungen und BIBB-Hauptausschussempfehlungen im Laufe dieses Jahres erwartet. Zeugnisse, wer- den umgestellt, Prüfungsausschüsse zum Teil neu berufen, Ausbildungsverträge anhand der neuen Regelun- gen auf Eintragungsfähigkeit überprüft etc.

Rechtliche Verankerung des Deutschen Qualifikationsrahmens (DQR)

Da man sich rechtlich nicht auf den zwischen Bund und Ländern vereinbarten Deutschen Qualifikationsrah - men beziehen kann, sollen Wege gefunden werden, wie dieser rechtlich in der Bundesrepublik verankert wird.

LABB-Empfehlung zur Verschiebung des Anmeldezeitpunkts für vollzeit- schulische Bildungsgänge erwartet

Der Landesausschuss für Berufsbildung (LABB) befasst sich mit der Forderung insbesondere aus der Wirtschaft und von der Arbeitsverwaltung, den Anmeldezeitpunkt für Bildungsgänge an Sekundarstufe II – Schulen zeitlich nach hinten zu schieben, um die duale Erstausbildung zu stärken und mehr offene Ausbil- dungsplätze besetzen zu können. Derzeit erarbeitet der Unterausschuss »Grundsatzfragen« eine Beschluss- empfehlung und erörtert Details unter anderem auf der Grundlage einer Zusammenstellung des Schulministe- riums der Anmeldezeitpunkte in allen Bundesländern.

Gleichwertigkeit beruflicher und akademischer Bildung

Viele politische Maßnahmen sind notwendig, um eine Gleichwertigkeit zwischen beruflicher und akademi- scher Bildung zu erreichen. Der WHKT wird im Jahr 2020 seine zwölf Jahre alte Grundsatzposition überarbei- ten und aktuelle Vorschläge und Forderungen des Handwerks formulieren.

Attraktivität der beruflichen Bildung erhöhen

Das Thema steht im Ausbildungskonsens NRW hoch oben auf der Agenda. Weitere Ideen werden gesucht und Konzepte erarbeitet, um mittel- und langfristig zu einer deutlichen Attraktivitätssteigerung der beruflichen Bildung im Ansehen in der Bevölkerung zu gelangen.Erfolgreiche Ausbildung von Geflüchteten mit integriertem Spracherwerb Der WHKT plant, im Jahr 2020 eine Initiative anzustoßen, um eine einheitliche Rahmenregelung zwischen Kammern, Schulministerium und Arbeitsministerium zu vereinbaren, um die duale Ausbildung von Geflüchte- ten mit nicht ausreichenden Sprachkenntnissen für Betriebe erfolgreich gestalten zu können.

Fachkräftesicherung durch Zuwanderung aus Drittstaaten
Die Situation für Handwerksbetriebe auf der Suche nach qualifizierten Fachkräften bleibt angespannt. Dabei sind es längst nicht nur die Betriebe im Bauhaupt- und Ausbaugewerbe, die Lebensmittelhandwerke sowie die Bereiche Kälteanlagenbau und Sanitär, Heizung, Klima, die die Gewinnung von Fach- und Führungspersonal als große Herausforderung von heute und morgen ansehen. Die Umsetzung des Fachkräfteeinwanderungsge- setzes (FKEG) verspricht ab März 2020 bei der Anwerbung, beruflichen Anerkennung und Beschäftigung inter- nationaler Fachkräfte aus Drittstaaten ein Paket an Vereinfachungen. Wie diese wirken, welche neuen Struktu - ren hierfür entstehen und welche Chancen sich daraus insbesondere für die Handwerksbetriebe in NRW erge - ben, gilt es gemeinsam mit den zahlreichen Akteuren im Blick zu halten.