Arbeitsgemeinschaft Selbständige in der SPD, AGS:

Für eine soziale, nachhaltige und ökologische Wirtschaft

66. Meisterfeier in Düsseldorf

Veröffentlicht am 09.06.2015 in Arbeit und Wirtschaft

Die Jahrgangsbesten werden geehrt

 

Bei uns fragt keiner, woher er kommt...

sondern wohin er geht! Diese Aussage des Handwerks stand wie ein Motto über der Ehrung der 950 Jungmeister des Jahres 2014 der Handwerkskammer Düsseldorf.

Ein Beweis für die Stimmigkeit dieser These ist die Anzahl junger Meisterinnen und Meister mit Migrationshintergrund. Kammerpräsident Andreas Ehlert sprach dazu und zu dem, was das Handwerk aktuell bewegt. Festredner war Minister Peter Altmaier.      

 

2000 Gäste füllten das Messezentrum Düsseldorf.  Sie waren gekommen, um stellvertretend für die 950 Jungmeister die Jahrgangsbesten aus verschiedenen Gewerken zu ehren. Und um aus berufenem Munde das zu hören, was dem Handwerk grundsätzlich und aktuell bewegt. Diese Aufgabe erfüllte Kammerpräsident Andreas Ehlert umfänglich durch seine sehr gelungenen Begrüßungsworte. Diese galten zunächst den 950 Jungmeisterinnen und Jungmeistern, für die es sich, so Ehlert,  gelohnt hat, in die persönliche Meisterschaft zu investieren. Begrüßen konnte Ehlert auch Kanzleramtsminister Peter ALTMAIER als Festredner, Arbeitsminister Guntram SCHNEIDER, den Düsseldorfer Oberbürgermeister Thomas GEISEL (der auch ein Grußwort spreach) und den „ersten Handwerker Deutschlands“, Hans Peter WOLLSEIFER, dem Präsidenten des Zentralverbands des Deutschen Handwerks.

Alleine der Rede von Präsident Ehlert zuzuhören wäre Grund genug gewesen, nach Düsseldorf zu fahren. Ehlert unterstrich die Bedeutung der Meisterqualifikation: Die handwerkliche Meisterqualifikation vermittelt genau das Rüstzeug, das ein Unternehmer braucht, um sich selbstständig zu machen: nämlich passgenaue kaufmännische, rechtliche und gewerblich-technische Kenntnisse.  Für diesen erfolgreichen Qualifikationsweg habe es in Deutschland umfassende politische Unterstützung gegeben, so die  gemeinsame Entschließung des nordrhein-westfälischen Landtags `in Sachen Meisterbrief ́ , die deutliche Positionierung der Landesregierung und das ebenso geschlossene wie beeindruckende Bekenntnis im Deutschen Bundestag zum Wert der Meisterqualifikation in Deutschland. Ehlert kritisierte die Akademikergläubigkeit vieler Eltern. Dafür „ werden die Kinder bezahlen müssen, wenn ihre `Bachelor-Träume ́ wie Seifenblasen zerplatzen.“ Als Beleg nannte er die hohe Abbrecherquote an den Hochschulen. Das veränderte Bildungsverhalten der Jugendlichen, nämlich den Trend zu höheren Schulabschlüssen könne nicht ignoriert werden. Gleichzeitig seiendie Qualifikationsanforderungen im hochtechnisierten Handwerk deutlich gestiegen, und sie steigen weiter. Deshalb müsse das Handwerk künftig mehr Abiturienten gewinnen, sowie Studienaussteiger, die über eine berufliche Neuorientierung nachdenken. Aus diesem Grund unterstütze Das Handwerk nachdrücklich die Philosophie des Nordrhein-Westfälischen Bildungskonzepts: „Kein Abschluss ohne Anschluss“! Alle Schülerinnen und Schüler müssen frühzeitig und gezielt die Berufs- und Arbeitswelt kennenlernen, so der Kammerpräsident. Er bedankte sich in diesem Zusammenhang bei Minister Schneider, der durch „Kein Abschluss ohne Anschluss“ auf dem Feld der Berufsorientierung in NRW viel bewegt habe. Wirtschaft und Landesregierung hätten sich gerade erst innerhalb des „Ausbildungskonsenses NRW“ über neue Initiativen verständigt. Das sei ein ganz starkes Signal nach außen, dass wir künftig die Bereitstellung zusätzlicher Ausbildungsplätze gemeinsam vorantreiben werden.

Ehlert sprach auch einen besonderen Aspekt der Dualen Ausbildung mit zunehmender Bedeutung für unser Land an: Das Handwerk war immer offen – zum Beispiel für Menschen mit schwierigen Bildungsbiographien. Oder für Menschen aus anderen Ländern, anderen Kulturkreisen,
Menschen mit Migrationshintergrund, und nicht zuletzt auch für die Flüchtlinge aus den Kriegsgebieten des Nahen Ostens.

Wir sind aus Tradition tolerant. Deshalb leben wir täglich in unseren Betrieben unseren Kampagnenspruch in aller Ernsthaftigkeit:
Bei uns zählt nicht, wo man herkommt. Bei uns zählt, wo man hinwill!

 

Um Flüchtlingen eine Perspektive geben zu können, forderte Ehlert den Bund auf, den Betrieben Rechtssicherheit zu geben, wenn sie Flüchtlinge oder Asylbewerber für ein Praktikum testen
oder für eine Ausbildung einstellen wollen. Hier muss es klare Vorgaben geben. Unsicherheit schadet nur!

Auch das Handwerk selbst nahm Ehlert in die Pflicht: „Wir müssen darüber hinaus aber auch im Handwerk neue Ideen entwickeln, um die berufliche Bildung weiter aufzuwerten. Ich denke hier an die Kombination von betrieblicher Ausbildung und Abitur, wie sie unser Handwerkspräsident Hans Peter Wollseifer mit der Idee eines "Dualen Abiturs“ nicht nur auf die handwerkspolitische, sondern auch auf die bundespolitische Agenda gesetzt hat!“

In Richtung Schulabgänger, Studenten und Eltern proklamierte Ehlert: Das Handwerk ist hochinnovativ. Es hat Einiges zu bieten:

Wir garantieren eine fundierte, qualitativ hochwertige Ausbildung.

Wir garantieren den beruflichen und gesellschaftlichen Aufstieg

Und wir garantieren ein selbstbestimmtes, vielfältiges und an beruflichen               Herausforderungen reiches Leben!

Das ist unsere Botschaft.
Und die vertreten wir mit Leidenschaft und mit Begeisterung!“

 

An Minister Altmeier gewand kritisierte Ehlert die Bundesregierung. Er nannte drei Beispiele:

·      Die Energiepolitik.

       Hierzu nannte Ehlert die Vorschläge des Handwerks:
„Wenn wir die politischen Ziele erreichen wollen, brauchen wir dringend eine sinnvolle Förderung der energetischen Gebäudesanierung! Nicht einzelner Elemente, das gesamte Gebäude muss in den Blick genommen werden!“
Es müsse auch  Schluss gemacht werden mit der Ungleichbehandlung des Erneuerbare Energien Gesetzes. Dadurch würden z. B. mittelständische Handwerksbäcker, aber auch Metallbauer und andere energieintensive Gewerke massiv benachteiligt. Das sei aus seiner Sicht ein Musterbeispiel an Planwirtschaft.

·      Den Mindestlohn:

Ehlert stand zum Mindestlohn. Mit dem habe man kein Problem, da die Tarifverträge  des Handwerks deutlich höher Lohnuntergrenzen vorsehen würden. Bei den mit dem Mindestlohn verbundenen Dokumentationspflichten sei der Kreis der Betroffenen, zu hoch die Bemessungsgrenze: Für einen handwerklichen Betriebsinhaber sehr wohl ein spürbaren Mehraufwand“  und ein Generalverdacht –stellen von zehntausenden Familienbetrieben. „Es ist der bürokratische Beipackzettel der Arbeitsministerin, der uns nervt!

·       Die Steuerpolitik:

„Das Handwerk ist personalintensiv. Löhne spielen deshalb eine entscheidende Rolle für unseren Wirtschaftszweig. „Guter Lohn für gute Arbeit“ ist auch ein Credo des Handwerks.
Nur: Von den Lohnsteigerungen der letzten Jahre hat am meisten der Staat profitiert
(Kalte Progression, die Red.)
.

  

Ehlert weiter: Wir brauchen mehr Mut in Deutschland.  Mehr Mut, sein eigenes Schicksal in die Hand zu nehmen. Mehr Mut, ein Unternehmen zu gründen oder zu übernehmen.  

Dafür brauchen wir jedoch eine in Teilen anders ausgerichtete Politik: die für weniger Bürokratie, weniger Regulierung und mehr Freiheit steht. Jeder Zweite Jungmeister, so Ehlert, habe erklärtermaßen das Ziel, ein Unternehmen zu gründen beziehungsweise zu übernehmen.

„Wenn wir die Wettbewerbsfähigkeit und den Wohlstand unseres Landes auch künftig sichern wollen, dann brauchen wir Unternehmer.
Dann brauchen wir die Bereitschaft zu Risiko, zu Kreativität und Innovation.
... Mut ist das Eine. Freude am Unternehmertum das Andere.
Sorgen wir dafür, dass es auch Spaß macht, in diesem Lande Unternehmer zu sein!

Folgend wurde der Oberbürgermeister der Landeshauptstadt Düsseldorf, Herr Thomas Geisel begrüßt, der ein Grußwort an die Versammlung sprach und Investitionsbereitschaft der Landeshauptstadt zusagte.

Es folgte im Programm die Festrede von Minister Peter Altmaier. Neben allerlei Schmeicheleien für das Handwerk, humoristischen Einlagen, wahlkampfmäßigen Angriffen auf die Landesregierung und der obligatorischen Zusage von Unterstützung bei der Verteidigung des Meisterbriefs gegen Angriffe aus Brüssel gibt es nichts Nennenswertes aus seiner Rede zu berichten. Leider! Da hatten in der Vergangenheit andere Festredner bei Meisterfeiern inhaltlich mehr zu sagen.

Die anschließend als Jahresbeste von Minister Altmaier und Präsident Ehlert  ausgezeichneten Jungmeister und Meisterinnen freuten sich wie die anderen Gäste auf die gemeinsame Feier. Für sie hat es sich gelohnt, in die persönliche Meisterschaft zu investieren (Ehlert). Ihr Einsatz, mit vielen Opfern der Familie verbunden, ist mehr als lobenswert. Und zur Nachahmung empfohlen!

 

Als Jahresbestmeister wurden ausgezeichnet:

Beatrice Firmenich (Rheinbach, Augenoptiker), Martin Ophey (Kevelaer, Dachdecker), Nils Kupp (Meerbusch, Elektrotechniker), Tobias Schmidt (Herne, Fleischer), Charline Linnenberger (Würselen, Friseur), Steffen Rütters (Straelen, Gebäudereiniger), Jana Strubert (Radevormwald, Graveur), Marco Jepkens (Mönchengladbach, Informationstechniker), Andreas van de Flierdt (Schwalmtal, Installateur), Dominik Jürgens (Dinslaken, Kälteanlagenbauer), Fabian Förster (Meerbusch, Kraftfahrzeugtechniker), Tim Hoffmann (Duisburg, Landmaschinentechniker), Hannah Brüggemann (Wuppertal, Maßschneider), Thomas Müller (Wegberg, Tischler), Kathrin Rütten (Grevenbroich, Zahntechniker), Patrick Rive (Krefeld, Zweiradmechaniker) und Nina Siekmann (Bielefeld, Bestattungsgewerbe).