Arbeitsgemeinschaft Selbständige in der SPD, AGS:

Für eine soziale, nachhaltige und ökologische Wirtschaft

AGS Brandenburg im Gespräch

Veröffentlicht am 16.10.2023 in Veranstaltungen

Fachkräftemangel in Altlandsberg :

Wirtschaftsminister Steinbach spricht mit Unternehmern 

Dirk Schaal,  MOZ (Märkische Oderzeitung) berichtete am 14.10.2023

Fachkräftemangel, Bürokratie und hohe Energiepreise: Die regionale Wirtschaft klagt trotz Wachstum. Über die aktuelle Situation und Lösungen sprach Wirtschaftsminister Jörg Steinbach (SPD) mit Unternehmern. 

Ideen, Lösungsansätze und Möglichkeiten: Wirtschaftsminister Jörg Steinbach in Altlandsberg im Gespräch mit Besuchern der Veranstaltung © Foto: Dirk Schaal 

Zur aktuellen wirtschaftlichen Situation in Brandenburg hatte Jörg Steinbach (SPD), Minister für Wirtschaft, Arbeit und Energie, in Altlandsberg überwiegend lobende Worte übrig. Größtes Wirtschaftswachstum aller Bundesländer, mehr Firmenanmeldungen als Abmeldungen und Arbeitslosigkeit auf tiefen Niveau erwähnte er auf der Veranstaltung der Arbeitsgemeinschaft Selbstständige (AGS) in der SPD auf dem Schlossgut. Doch es gibt auch noch viel Unsicherheit und etliche Probleme bei den Unternehmern aus Altlandsberg und Umgebung. Das wurde bei der Fragerunde deutlich.

Es herrscht Fachkräftemangel, doch die Anerkennung von Ausbildungen außerhalb Deutschlands sei oft ein Problem, stellte Martina Dettke, fest. Sie bildet zusammen mit Ravindra Gujjula die Führungsspitze des AGS im SPD-Landesverband Brandenburg. Es muss egal sein, wo man seine Ausbildung gemacht hat, antwortete Steinbach. Er schlug eine halbjährige Fachpraxis vor, nach der ein Urteil über den Ausbildungsstand getroffen wird. Ob und wann eine solche Praxis eingeführt werden kann, das kam nicht zur Sprache.

Hilfeangebot wird nur zu einem Drittel genutzt

Damit Firmen vereinfacht ausländische Fachkräfte holen können, gibt es das bundesweite Integrations- und Qualifikationsnetzwerk (IQ-Netzwerk). Das sorgt aus einer Hand für alle notwendigen Genehmigungen von Aufenthalts- bis zur Arbeitserlaubnis. Dieses Angebot wird derzeit in Brandenburg aber nur zu einem Drittel in Bezug auf die eigentliche Kapazität genutzt, berichtete Steinbach und forderte dazu auf, diese Möglichkeit in Anspruch zu nehmen.

Erneuerbare Energie – aber kein Anschluss

Der Unternehmer Andreas Schröck aus Prötzel beklagte, dass auf der einen Seite eine Umstellung auf erneuerbare Energie erwartet werde, es aber dann monatelang dauere, bis fertige PV-Anlagen an das Stromnetz angeschlossen werden. Als Antwort erwähnte Steinbach den Solarpakt 1, der eine Netzanbindungspflicht der Energieversorger regelt. Er erwarte von dem Solarpakt auch eine spürbare Vereinfachung der Genehmigungsverfahren.

Ronny Purschwitz, Geschäftsführer der RPG Gruppe mit neuem Firmensitz in Altlandsberg, machte auf die Wohnungsproblematik aufmerksam, die auch Auswirkungen auf den Fachkräftemangel habe. Für die Ausbildung von jungen Menschen brauche man bezahlbare Unterbringungsmöglichkeiten in der Nähe. Damit sehe es in der Region jedoch schlecht aus, stellte Purschwitz fest.

Dieses Problem habe man erkannt, sagte Steinbach. Es gebe die Idee, das Ausbildungsprogramm mit dem Studentenwerk zu verknüpfen, sodass auch für Auszubildende diese Unterbringungsmöglichkeit infrage kommt. Die derzeitige Situation von Betroffenen, die entfernt vom Wohnort eine Ausbildung machen und dort eine zweite Wohnung anmieten müssen, sei keine Lösung. Aber bisher sei diese Verknüpfung mit dem Studentenwerk nur ein Gedankenspiel, sagte Steinbach.

Probleme bei Recyclingfirma in Altlandsberg

Die Ersatzbaustoffverordnung des Bundes, die am 1. August in Kraft getreten ist, macht der Altlandsberger Firma Areta das Leben schwer, erzählte Geschäftsführer Jörg Kreissel. Die Firma bietet Recyclingbaustoffe an, die nun nach der neuen Verordnung nur mit viel Aufwand wieder in den Verkehr zu bringen sind. Eigentlich trügen doch Sekundärrohstoffe zu einer schonenden Nutzung der natürlichen Ressourcen bei, sagte Kreissel. Auch sei es für ihn unverständlich, dass man bei speziellen Genehmigungen bereits vier Jahre auf eine Antwort des Landesamts für Bergbau, Geologie und Rohstoffe (LBGR) warte.

Steinbach wolle seinen Amtskollegen Beermann bei einem der regelmäßigen Gespräche auf das Thema aufmerksam machen. Warum es beim Landesamt länger dauert als normalerweise üblich, begründete Steinbach mit dem dortigen Fachkräftemangel. Da sich auch die Bundesnetzagentur in Cottbus angesiedelt hat und dort laut Tarifvertrag Bund höhere Gehälter gezahlt werden, habe die Bundesbehörde bei der Arbeitnehmerattraktivität deutlich die Nase vorn, sagte der Minister.

Schäfer Knut Kucznik brannten zwei Fragen auf der Seele. Warum man unter PV-Anlagen ohne spezielle Beantragung keine Schafbeweidung machen darf, wollte er wissen. Dieses Thema will Steinbach ebenfalls mit in die Ministerrunde nehmen. Aber das Thema Agri-Photovoltaik habe Zukunft und müsse mehr Beachtung finden, sagte der Minister.

Und warum PV-Anlagen nur über große Umwege an die Stromtrassen angeschlossen werden können, wenn kürzere Wege möglich wären, die jedoch über geschützte Gebiete führen, wollte Kucznik wissen. Für Landschaftsschutzgebiete sei diese Regelung aufgeweicht worden, jedoch sind Naturschutzgebiete für Trassenführungen tabu, sagte Steinbach und fügte hinzu, dass er diese Entscheidung für den Naturschutz verstehe, auch wenn es wirtschaftlich nicht sinnvoll erscheint.

Auch wenn Steinbach nach der Veranstaltung schnell das Weite suchte – was der familiären Situation geschuldet sei, wie er mit einem Lächeln sagte –, er forderte dazu auf, bei Problemen in den Dialog mit ihm zu treten und gemeinsam Lösungen zu finden.