Arbeitsgemeinschaft Selbständige in der SPD, AGS:

Für eine soziale, nachhaltige und ökologische Wirtschaft

"Kostbares Ehrenamt"

Veröffentlicht am 30.12.2017 in Gesellschaft

Was "kostet" es, Verantwortung für Betrieb, Familie und politisches Ehrenamt zu tragen?

Wird der Einsatz für die Partei und für die Umsetzung politischer Ziele ausreichend gewürdigt? 

Diesen Fragen wollen wir mit der Veröffentlichung von entsprecheden Beiträgen nachgehen und ggf. daraus Handlungsaufträge entwickeln. Wir bitten um rege Beteiligung.

Unser Eppsteiner Genosse Dr. Dieter Falk, Vorsitzender der AGS des Bezirks Hessen Süd und freiberuflicher Berater in der deutschen Entwicklungszusammenarbeit, hat zum Jahresende eine Statistik aufgestellt, wie viel Zeit er 2017 für seine ehrenamtliche Arbeit für die SPD aufgewendet hat. Angeregt wurde er dadurch, dass er als Stadtrat jedes Jahr aufwändig gemachte Broschüren seiner fünf Ortsteilfeuerwehren bekommt, worin immer tausende Stunden an ehrenamtlicher Arbeit dokumentiert werden. Er dachte sich, warum machen wir als ehrenamtliche SPD-Politiker, die noch dazu dort im Main-Taunus-Kreis und in Hessen wenig beachtet in der Opposition sind, aber dennoch pauschal-abschätzig immer unter "DIE (bitte herabsetzendes Adjektiv einsetzen) Politiker" mit eingeordnet werden, nicht auch mal so einen Bericht?

Das anhängende Ergebnis soll keine Angeberei sein, sondern nur dokumentieren, WIE VIEL ZEIT wir in unser "Hobby" Politik stecken - und das noch dazu in einem frustrierend-einflusslosen Umfeld und trotz beruflicher und privater Verpflichtungen. Wenn wir das transparent veröffentlichen, trägt das ja vielleicht etwas dazu bei, in der Wertschätzung unserer lieben Mitbürger* und Wähler* wieder etwas zu steigen? Persönlich hat Dieter Falk damit im privaten Umfeld positive Erfahrungen gemacht.

 

Meine politischen Aktivitäten für die SPD 2017

Dr. Dieter Falk, Eppstein, 29.12.2017

Als einer von zwei SPD-Vertretern im zwölfköpfigen Magistrat der Stadt Eppstein konnte ich wegen viereinhalb Monaten meist dienstlicher Abwesenheit im Jahr 2017 als Stadtrat (nur) 19 Pflichttermine plus (nur) 9 freiwillige wie Betriebs- oder Baustellenbesichtigungen wahrnehmen. Das waren 28 Termine mit ca. 68 Stunden Aufwand (einschließlich - hierbei kurzen - Anfahrtszeiten). Insgesamt bekam ich für die ehrenamtliche Magistratsarbeit 544,55€ sog. Aufwandsentschädigung[1], wovon ich wie jedes Jahr 400€ an den SPD Ortsverein spendete[2]. Hinzu kamen noch (zufällig) 154,55€ Spende für 5 Kleinanzeigen im Bundestagswahlkampf..
In Eppstein bin ich an der Basis im SPD Ortsverein organisiert, in der Kreisstadt Hofheim im SPD Unterbezirk Main-Taunus, wo ich (im November wiedergewählter) Beisitzer im Vorstand bin. Auf der nächsthöheren Ebene (der zweithöchsten der SPD Hessen) bin ich in Frankfurt als AGS-Bezirksvor­sitzender ein sog. nicht-stimmberechtigtes Mitglied im Bezirksvorstand der SPD Hessen-Süd.

Insg. hatte ich 2017 21 Parteitermine (Vorstandssitzungen, Ausschüsse, Parteitage) auf lokaler und regionaler Ebene mit ca. 64h Aufwand. (2018/19 werde ich turnusgemäß zusätzlich auf Landesebene im SPD-Vorstand sitzen).

Für die Arbeitsgemeinschaft der Selbständigen in der SPD (AGS) bin ich in Frankfurt Vorsitzender des Bezirksvorstandes Hessen-Süd (10 Termine 2017) und in Berlin als gewählter Beisitzer im AGS Bundesvorstand. Für diesen nahm ich 2017 an 9 Telefonkonferenzen teil, vom 2.-5-5. an einer Schwedenreise zur Vorbereitung der Bildung einer internationalen Vereinigung von Selbständigen und Mittelständlern in sozialdemokratischen Parteien Europas (Flug selbst bezahlt), und (nur) zweimal an Sitzungen in Berlin, dabei auch am 7. und 8.12.als Beobachter am SPD-Bundesparteitag. Dies waren 2017 für den AGS Bundesvorstand 14 Termine mit 128h, und für die AGS insgesamt 24 Termine und 174 Stunden.
Nur für die Pflichttermine des Magistrats (und die Berlinreisen für die AGS) gibt es übrigens Fahrtkostenersatz, sodass man noch reichlich Kfz-Kosten oder Bahnfahrkarten selbst bezahlen muss, für die es keine Spendenquittung gibt.

Meine politischen Aktivitäten für die SPD versuche ich seit Jahren mal mehr, mal weniger erfolgreich mit meinem Freiberufler-Terminkalender zu vereinbaren: 2017 war ich 18 Wochen (also 4,5 Monate) nicht Zuhause, davon 14,5 Wochen (3,5 Monate) im Ausland, fast alles in Asien. Nur rund drei Wochen davon waren Urlaubstage. Die meiste Zeit hiervon lag außerhalb der Schulferien, die man noch von der Zeit für mögliche Termine von 7,5 Monate abziehen müsste. Dazu kam noch ein Blinddarmoperation im Oktober mit 4 Tagen im Krankenhaus und drei Wochen Krankschreibung.
 

Mein Einsatz für die SPD 2017 betrug also 45 Termine mit 238 Stunden; einschließlich Magistratsarbeit 73 Termine oder 306 Stunden (also fast 8 Wochen Normalarbeitszeit). Ich bin mir sicher, dass hunderte, wenn nicht tausende von genossen* jedes Jahr noch weit mehr ehrenamtliche Stunden Arbeit leisten, insb. wenn man noch Zeiten in verwandten Organisationen wie Gewerkschaften, Arbeiterwohlfahrt oder SGK hinzuzählt. Außerdem ist es oft so, dass die gleichen Personen noch Arbeiten in anderen Vereinen leisten.
Zu allen Terminen kommen übrigens noch ungezählte Stunden für Aktenstudium, Textentwürfe und -änderun­gen, Telefonate und Emails hinzu. Dies mag erklären, warum ich keine Briefmarken mehr sammele ;-)


[1] Der "Stundenlohn" liegt damit bei etwa 8€, also deutlich unter dem Mindestlohn. Aber wegen des Geldes macht man es ja nicht.

[2] Das ist die sog. Mandatsträgerabgabe; da man sein (Ehren-)Amt ja über die Mitgliedschaft bei der SPD erwirbt, wird erwartet, dass man mindestens 50% davon an die chronisch klamme Parteikasse spendet.