Arbeitsgemeinschaft Selbständige in der SPD, AGS:

Für eine soziale, nachhaltige und ökologische Wirtschaft

AGS unterstützt Forderung des Handwerks.

Veröffentlicht am 02.09.2024 in Arbeit und Wirtschaft

ZDH Kompakt 09.2024: 

Bildungsstättenförderung: Investitionsstau vermeiden! 

Rund 550 Bildungsstätten im deutschen Handwerk sichern eine hervorragende duale Ausbildung und beste Fort- und Weiterbildung. Sie unterstützen zudem erheblich die Umsetzung von politischen Zielen (z. B. Energiewende). Die Mehrzahl dieser Bildungszentren weist jedoch einen gravierenden Sanierungs-, Modernisierungs- und Neubaubedarf auf, der sich inzwischen auf Basis vorliegender Bauanzeigen auf rd. 3 Mrd. Euro beläuft. Die derzeitigen Fördersummen von Bund und Ländern reichen bei weitem nicht mehr. Der beginnende Investitionsstau droht sich zu einem Standortnachteil auszuweiten – jetzt muss entschieden gehandelt werden: durch mehr Mittel für Zukunftsinvestitionen und schnellere Verfahren. 

Berlin, 2. September 2024 

Handwerkliche Bildungszentren sind wesentlicher 

Baustein des deutschen Wirtschaftserfolgs 

Die rund 550 handwerklichen Berufsbildungszentren (BBZ) sind seit Jahrzehnten ein Garant für das anerkannt hohe Aus-, Fort- und Weiterbildungsniveau des Handwerks in Deutschland. Sie sind die „Hochschulen des Handwerks“ und ein wesentlicher Baustein für die exzellente berufliche Bildung von Handwerkerinnen und Handwerkern in Deutschland. In ihnen werden Bildungskarrieren von der Gesellin und dem Gesellen bis hin zur Meisterin und zum Meister sowie weitere Fortbildungen ermöglicht. 

Bund und Bundesländer fördern seit jeher anteilig den Bau, die Modernisierung und die Ausstattung in diesen Bildungszentren - weil ihre Leistungen nicht nur dem Handwerk, sondern der gesamten Wirtschaft und Gesellschaft zugutekommen. Aber die derzeitige Förderung reicht bei weitem nicht mehr aus. 

Hoher Modernisierungs- und Sanierungsbedarf 

Die Mehrzahl dieser Bildungszentren, die in den 1970er und 1980er (auf dem Gebiet der damaligen Bundesrepublik) und in den 1990er Jahren (auf dem Gebiet der ehemaligen DDR) entstanden sind, weisen inzwischen – trotz kontinuierlicher Investitionen und hoher Eigenfinanzierung durch die Handwerksorganisationen – einen 

gravierenden Sanierungs-, Modernisierungs- und Neubaubedarf auf, der sich inzwischen auf Basis vorliegender Bauanzeigen auf rd. 3 Mrd. Euro beläuft.Die Gründe für das stark gestiegene Volumen sind vielfältig: Die Anforderungen an Modernisierungen und Neubauten haben sich massiv erhöht, sowohl über Flächenanforderungen, als auch durch technische Vorgaben zum Brandschutz oder zum Einsatz Erneuerbarer Energien. Zudem haben sich die Baupreise erheblich verteuert. 

In der Folge sind die Investitionssummen deutlich gestiegen: Konnte ein großes Neubauvorhaben vor wenigen Jahren noch für 60 Mio. Euro umgesetzt werden, sind es heute 120 Mio. Euro und mehr. Massive Kostensteigerungen in der Bewirtschaftung der Bildungsstätten aufgrund steigender Energiekosten verschärfen zusätzlich das Problem für die Träger.

BMWK und BMBF wissen schon heute nicht mehr, ob sie bewilligungsreife Vorhaben in diesem Jahr noch werden fördern können. 

Ohne mehr Fördermittel droht ein Standortnachteil! 

Was zu tun ist. 

Zur Schaffung und Erhaltung moderner Lernorte der beruflichen Bildung in der Zukunft bedarf es eines den Herausforderungen angemessenen Finanzierungpakts für die beruflichen Bildungszentren des Handwerks. Er besteht aus zwei Elementen: 

  • Mit einem Einmalschub „Moderne Lernorte" im Milliardenbereich muss der Investitionsstau in den beruflichen Bildungsstätten aufgelöst werden. 
  • Ab dem Jahr 2025 muss die jährliche Förderung von Bund und Bundesländern so ausgeweitet werden, dass die Träger Sicherheit für ihre über Jahre geplanten Investitionsvorhaben erhalten und bei Bewilligungsreife auch starten können. 

Darüber hinaus bedarf es einer Überprüfung der Verfahrenswege: Die Förderverfahren sind langwierig, kompliziert und starr. Nicht selten vergehen 10 Jahre von der Projektanzeige bis zum Baubeginn. Hierzu hat das Handwerk den Ministerien Vorschläge vorgelegt, sich zugleich aber selbst einen systematischen Überprüfungsprozess auferlegt.