Arbeitsgemeinschaft Selbständige in der SPD, AGS:

Für eine soziale, nachhaltige und ökologische Wirtschaft

PEGIDA: Was tun?

Veröffentlicht am 18.01.2015 in Allgemein

Bitte nicht wieder.

Ein Bericht über den "spontanen Shitstorm" gegen Heiko Maas auf Facebook

von Susanne Brefort, stellvertretende Vorsitzende AGSNRW

Der Dezember, sonst ein eher beschaulicher Monat, war in diesem Jahr für netzaktive Sozialdemokraten eher anstrengend: ermüdende Diskussionen, Beschimpfungen, Drohungen - die unsägliche Pegida-Bewegung hat das Internet entdeckt.

Es begann mit einer klaren Distanzierung von Pegida und deren Anhängern auf der Facebook-Seite von Heiko Maas. Ratzfatz war die Seite vollgespammt mit Kommentaren, für die der Begriff "antidemokratisch" noch tiefgestapelt ist, Rücktrittsforderungen waren das wenigste, die meisten Kommentatoren ergingen sich in derben Beschimpfungen. Glücklicherweise gibt es zahlreiche SPD-Gruppen auch bei Facebook, die dergleichen Treiben genau beobachten und alle Alarmglocken läuten, so dass die Unterstützer nicht weit waren und schnell reagieren konnten.

Nach zahllosen, ermüdenden Wortwechseln, teils über Stunden und Tage, nach vielfältigen, nicht unbedingt druckreifen Beleidigungen sowie nach einigen handfesten, durchaus ernstzunehmenden Drohungen gegen einzelne Genossinnen und Genossen, fragt frau sich irgendwann: wo haben diese Pegidas ihre Argumente her? Denn die Standards sind hier immer dieselben:

  • mit der "Nazi-Keule" möge man ihnen bitte nicht kommen, sie seien aufrechte Demokraten und verbäten sich dergleichen. Vielleicht würde eine handvoll Rechter mitmarschieren, aber sie selbst seien nicht so.
  • kommt man diesen Leuten mit Fakten - nämlich dass z.B. in Dresden mehr Menschen gegen eine gefürchtete Islamisierung demonstrieren, als Muslime in Sachsen wohnen - und belegt dies mit aktuellen Zahlen, fällt immer wieder das Wort "Lügenpresse", die die Wirklichkeit verzerrt darstelle. In "Wirklichkeit" sei alles weit schlimmer und wir alle vom Islam unterwandert.

Die ständige Wiederholung macht es nicht besser: diese Antworten sind sorgfältig einstudiert und werden in einschlägigen Foren zum Rauskopieren angeboten, in diversen Varianten.

 

Auch die oft wiederholte Behauptung, so ein Shitstorm im Netz würde sich eben spontan bilden, sei eben Volkes Stimme, ist Quatsch: zumindest das massive Vorgehen gegen Heiko wurde geplant, organisiert und terminiert, das lässt sich belegen.

Nach einigen Tagen des Diskutierens ist die Diskutandin irgendwann dermüßigen Debatte überdrüssig und überlegt, was denn überhaupt zu tun ist, wie man mit solchen Phänomenen wie Pegida in sozialen Netzwerken umgehen kann. Hier ein paar Möglichkeiten:

  • Ignorieren. Geht, fällt mir aber schwer. Hinterlässt womöglich den Eindruck, wir würden unsere eigenen Leute nicht unterstützen. Fällt also aus, ich werde jede künftige Shitstorm-Warnung im Netz sehr ernst nehmen.
  • Ernsthaft diskutieren. Habe ich versucht, bin ja unermüdlich. Um festzustellen: den Pegida-Aktivisten geht es nicht ums Gespräch. Sie wollen ihre Meinung äußern, Punkt. Fakten interessieren in diesem Zusammenhang nicht.
  • Humor. Das ist die einzige Möglichkeit, die ich nunmehr ernsthaft in Betracht ziehen kann. Das einzige, was Pegida-Aktivisten auf Dauer zum Schweigen bringt, ist der konsequente Verweis auf deren dürftige sprachliche Kompetenz. Wer Beispiele wünscht, sei auf die Seite "Hooligans gegen Satzbau" verwiesen, dort werden die herrlichsten Stilblüten archiviert. Ich werde nicht müde, den Pegidas diese Plattform zu empfehlen, zumeist empfehlen sie sich dann aus der Diskussion.

Welches Fazit möchte ich also aus mehreren Wochen Anti-Pegida-, Anti-Hogesa-Aktivitäten ziehen? So schmerzhaft das klingt, es ist dasselbe Fazit, das die Redaktion von Charlie Hebdo nach den entsetzlichen Terrorangriffen auf die Redaktion gezogen hat: gegen die Verblendeten hilft nur stark sein - und Humor. Die Demokratie wird es aushalten.