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NRW-Handwerk lädt zum Dreikönigstreff 2015 ein

Veröffentlicht am 16.01.2015 in Veranstaltungen

Christus segne das Handwerk

 Düsseldorf, 15.1.2015: NWHT lädt zum traditionellen Dreikönigstreff des NRW-Handwerks in die WGZ Bank Düsseldorf ein. Die Veranstaltung beginnt mit dem Dreikönigsforum  zum Thema: „Was Passiert, wenn der Zins verschwindet? Folgen für Mittelstand, Kreditwirtschaft und Altersvorsorge“. Es folgt das Dreikönigsessen mit einem Vortrag von  Steffen Kampeter MdB, Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesminister der Finanzen.

„Seit alter Zeit wird am Dreikönigstag in Erinnerung an die Ankunft der Hl. Drei Könige mit ihren guten Gaben dem Wunsch Ausdruck gegeben, im kommenden Jahr möge Unheil von Haus und Hofferngehalten werden“, so ein Text in der Einladung von Andreas Ehlert (Präsident NWHT) und  Dipl.-Volkswirt Josef Zipfel (Hauptgeschäftsführer).Präsident Ehlert übernahm die Begrüßung der Gäste und nannte als besondere Herausforderung für das Jahr 2015 die Geld- und Währungspolitik, der auch diese Veranstaltung thematisch gewidmet war. Ehlert forderte für die Politik mehr Mut zum Streit, damit durch Austausch von Argumenten den Bürgern eine bessere Orientierung gegeben werden könnte.

Das anschließende DREIKÖNIGSFORUM war prominent besetzt mit Michael Breuer (Präsident des Rheinischen Sparkassen- und Giroverbandes), Dr. Jörg Dittrich (Präsident der HWK Dresden), Ulrich Leitermann (Vors. der Vorstände der Signal Iduna Gruppe), Professor Dr. Henning Vöpel (Direktor des Hamburger Weltwirtschaftsinstituts) und Professor Dr. Friederike Welter (Prässidentin des Instituts für Mittelstandsforschung. Die Moderation lag bei Holger Steltzner (Herausgeber der FAZ).

Ulrich Leitermann führte aus, dass mit dem anhaltenden Niedrigzins auch der Zinseszins verschwunden sei. Damit dauerten Sparprozesse

für Sparziele länger. Es bliebe aber dabei: Nicht für das Alter sparen sei fahrlässig. Nicht die Erwirtschaftung von Zins und Zinseszins sei Sparziel, sondern die Ansammlung von Kapital.

Professor Vöpel erinnerte daran, dass während der anhaltenden Finanzkrise Gläubiger geschont worden wären, Sparkunden aber durch die Niedrigzinsen anhaltend leiden würden.

Auf die Frage an Sparkassenpräsident Breuer: „Was, wenn mit den Zinsen die (Bank)Ergebnisse runtergehen würden“ antwortet der, dass bisher durch weniger Kreditausfälle eine Kompensation erreicht worden wäre. Der aktuelle Zins sei nicht vom Markt bestimmt, sondern von der Politik gewollt. Durch die damit verbundene, politisch gewollte Umverteilung komme es zu einer Enteignung der Sparer. Die Wettbewerbsfähigkeit der Euro-Länder müsse wiederhergestellt werden.

Auf die Frage des Moderators, wie der ausbleibende Zins/Zinseszins für das Handwerk bedeuten würde, antwortete Präsident Dittrich, dass bei Diskussionen im Handwerk das Vertrauen in die Währung im Mittelpunkt stehe. Viele Handwerker wollten sparen, gerade für die Altersversorgung, könnten dies aber nicht. Das führe zu Altersarmut.

Versicherungsvorstand Leitermann wies auf die Rolle von Niedrigzinsen für Investitionen hin. Für Investitionen seien für die Vermarktungschancen entscheident, nicht die Zinshöhe. Von politisch gewollten 0-Zinsen profitierten die Staatshaushalte, die Bürger müssten die Zeche zahlen, u.a. mit verschlechterter Altersvorsorge. Vorsorge- Willige müssten besser unterstützt werden.

Der Moderator wies daraugf hin, dass es im Süden Europas immer noch schwierig sei, Investitionskredite zu erhalten. Darauf antwortete Professor Vöpel, es gebe nur geringe Nachfrage nach Inv.-Krediten. Das läge an der Erwartung in die Wirtschaft. Das Geld gehe in Sachwerte, es bildeten sich wieder Blasen.

Auf die von FAZ-Herausgeber Steltzner  vorgetragene These, ein Zinssatz für 19 EU-Staaten funktioniere nicht, reagierte Michael Breuer damit, dass ein offene Diskussion über Anstrengungen/Reformen der Staaten geführt werden müsse. In Deutschland seien die Reformen ab 2005 erfolgreich verlaufen. Die Rentengesetze der derzeitigen Bundesregierung seien falsch! Präsident Dittrich wies darauf hin, dass es in der Bevölkerung keine Mehrheiten für Sparen und Fleiß gebe. Das mache die Politik hilflos. Signal Iduna Chef Leitermann stellte fest, es habe in der Vergangenheit immer wieder Zins-Täler gegeben, in einigen Jahren gehe es sicher wieder aufwärts mit den Zinsen. Kritik äußerte er an Finanzminister Schäuble, der längst Schulden hätte tilgen müssen. Er sei mit ca. 50-60 Mrd. € Profiteur der Krise. Michael Breuer mahnte dringend Reformen und Investitionen in Infrastruktur an.

Das Schlusswort sprach Hans-Joachim Hering (Vizepräsident des NWHT). Er fasste die Beiträge der Teilnehmer nochmals zusammen.

Der nun folgende Auftritt einer Gruppe von Sternsingern veranlasste Präsident Ehlert, Gedanken zu Morgen- und Abendland vorzutragen:

Dem Handwerk ist es egal, woher jemand kommt, sondern wohin er will!

Zum Dreikönigsessen in der WGZ Bank sprach deren Vorstandsmitglied Dr. Christian Braukmann ein Grußwort. Seine Thesen: Die Politik des billigen Geldes führt nicht zur Heilung der Krankheit. Niedrige Zinsen wirken wie Drogen und schwächen Sparer wie Banken. Es fehlt nicht an Liquidität, sondern das Ausfallrisiko ist zu groß. Einige Banken haben gezockt, wurden gerettet und die ganze Branche wird in Haftung genommen. Auch wir, die Genossenschaftsbanken sind „Die Wirtschaftsmacht von nebenan (Slogan des Handwerks, die Red.).

Vertrauen ist ein wichtiger Wirtschaftsfaktor. Allgemein fehlendes Vertrauen führt zur Wirtschaftskrise.

Der Festredner des Abends, Steffen Kampeter MdB (Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesminister der  Finanzen, trug vor zum Thema

“Vertrauen als Treiber der Finanzpolitik- Perspektiven für den Mittelstand“.

Er bemängelte das fehlende Grundvertrauen in Gesellschaft und Wirtschaft. Er bemängelte Politikerschelte und forderte Vertrauen in

Institutionen wie Ehe und Familie. Er habe Vertrauen zu seinem Bürgermeister und zu seinem Pfarrer. Die Wirtschaft sei mit 1,5% Wachstum bei hohem Beschäftigungsgrad solide, die Sozialen Sicherungssysteme stabil. Der „German Mittelstand“ sei ohne das deutsche 3-Säulen-Bankensystem undenkbar, auch unseren Banken könne man vertrauen. Das gelte auch für die Steuerpolitik, die durch ihre Kontinuität ein Wert an sich sei. Er kämpfe aber gegen legale und illegale Steuervermeidung.

Dem Handwerk sagte Kampeter zu, dass eine neu zu regelnde Erbschaftssteuer keine Existenzen gefährden dürfe. Die Betriebsübergaben blieben privilegiert. „ Das Handwerk investiert in Köpfe“, so sein Lob. Auch der Staat müsse mehr in Köpfe investieren.

Ob die Bundesregierung diese Forderung realisieren wird, lies er offen.