Arbeitsgemeinschaft Selbständige in der SPD, AGS:

Für eine soziale, nachhaltige und ökologische Wirtschaft

PKV in der Kritik

Veröffentlicht am 13.01.2018 in Bundespolitik

Zweiklassen- Gesundheitswesen endlich abschaffen?!

Die AGS hat sich immer wieder für die Soziale Absicherung (nicht nur) der Selbständigen eingesetzt.

Eine Krankenversicherung zu fairen Bedingungen findet unsere Zustimmung, auch als Pflichtversicherung, wenn sie solidarisch, d.h. zahlbar ist. Eine Bürgerversicherung, die all das leisten könnte, wird es wohl vorerst nicht geben. Schade.

Aber unsere Kritik an den „Privaten Krankenkassen-System“ bleibt! Dazu ein Komentar von Susanne Brefort.

Immer wider PKV. Kein Tippfehler.

 

Susanne Brefort, Vorsitzende der AGSNRW, streitet seit Jahren gegen die private- und für die gesetzliche Krankenversicherung. Eine Bürgerversicherung hält sie für die sinnvollste Option:

Das geht mir schon seit 30 Jahren so: immer wieder spreche ich "wider PKV", tatsächlich ist 2018 ein kleines Jubiläum dieser Position für mich.

Begonnen hat sie im Jahr 1988. Ich hatte mich zum Studium in Bochum eingeschrieben und mit Glück einen Wohnheimplatz ergattert. In diesem Wohnheim lebten überwiegend angehende Ingenieure und Physiker und ich lernte bald ihre größte Sehnsucht kennen: endlich Examen, endlich Geld verdienen, endlich privat krankenversichert sein.

Ich habe das damals nicht verstanden und verstehe es bis heute nicht: ein (junges) Leben lang war die gesetzliche KV gut genug, man war gesetzlich versichert beim Kinderarzt, ließ sich gesetzlich versichert die Pille verschreiben, ging gesetzlich versichert mit allen Wehwehchen zum Arzt - und auf einmal war die "gesetzliche" nicht mehr gut genug. Sobald man es sich leisten konnte, entzog man sich der Solidargemeinschaft..

Kein Argument, so schien es, kam gegen den persönlichen Vorteil schnellerer Termine an, nichts war auszurichten gegen Ledersitze und Fernseher im Wartezimmer, nichts konnte diejenigen überzeugen, die bis dahin wenig oder nichts in die Solidargemeinschaft eingezahlt, aber recht viel herausbekommen hatten.

Diese Ignoranz, dieser Egoismus empört mich bis heute.

Dabei schaden die privatversicherten Egoisten nicht nur der Solidargemeinschaft, sondern letztlich sich selbst. Seit sich im Zuge der ersten IT-Krise vor 15 Jahren herausgestellt hat, dass auch amerikanische Erfolgsunternehmen Mitarbeiter abbauen, dass auch Programmierer und Ingenieure arbeitslos werden können, dass sie Rentner werden können und dass das Einkommen dann vielleicht nicht mehr ausreicht, die jährlich teurer werdende PKV zu bezahlen, ist bei vielen das Jammern sehr laut geworden: auf einmal ist die Solidargemeinschaft dann wieder attraktiv. Beiträge, die während der Gutverdiener- Jahre in die PKV eingezahlt wurden, kommen der GKV dann allerdings nicht zugute.

Ich finde ein System, in dem sich diejenigen, die gut verdienen, der Solidargemeinschaft entziehen können, sobald sie gut genug verdienen, einfach falsch. Ebenso falsch finde ich, dass die Fürsorgepflichten von Vater Staat für seine Mitarbeiter, die Beamten, nicht ebendieser Solidargemeinschaft, nämlich den gesetzlich Versicherten, zugutekommen, sondern überwiegend Geld, das der Gemeinschaft zusteht, in private Unternehmen fließt.

Gewinnorientierung und Krankenversicherung sind zwei Worte, die ich nur in äußerster Mühe und nur als Gegensatzpaar in einem Satz unterbekomme.

Das muss endlich ein Ende haben! Daher bin ich ganz entschieden für eine Bürgerversicherung, die alle einbezieht, also ein echtes Solidarsystem darstellt, für alle Menschen in Deutschland, von der Hausfrau über den Fließbandarbeiter, den Flüchtling bis zum Firmenchef. Vor allem bin ich für ein System, das mit einem gleichen prozentualen Einkommens- Anteil von jedem finanziert wird, in dem kein "fiktives Mindesteinkommen" zugrunde gelegt wird (was viele kleine Selbständige in Existenznot bringt), das aber auch keine Beitragsbemessungsgrenze kennt: dem Einkommensmillionär seien seine Einkommensmillionen gegönnt, er soll aber bitteschön den gleichen Prozentsatz einbezahlen, wie der kleine Solo-Selbständige.

Denn nur das ist Solidarität: wer mehr beitragen kann, muss das auch tun, statt sich dank Beitragsbemessungsgrenze in die Privatversicherung zu flüchten.